Mit klaren Zielen zum Erfolg: Das Konzept der “Learning Outcomes”

Dieser Artikel ist ein Beitrag zur weit&weiter Reihe “Was ist Was: Hochschuldidaktik”. Heute erfahren Sie etwas über die wichtigsten Aspekte des Konzepts der “Learning Outcomes” und wie diese Ihnen helfen, Ihre Lehre zielführend zu gestalten.

Am Anfang steht die Zielformulierung – und das aus gutem Grund

Bei der Planung und Gestaltung von Lehre steht die Zielformulierung an erster Stelle. Klar formulierte Lernergebnisse weisen den Weg für Lehrende wie auch für Lernende. 

Lehrende profitieren, denn:

  • Klar formulierte Ziele dienen als Grundlage zur Auswahl von Inhalten, Methoden, Medien und weiteren Planungsdimensionen. 
  • Auch die Auswahl der Prüfungsform(en) findet auf dieser Basis statt und die Erstellung der Prüfung wird somit erleichtert (siehe dazu: Constructive Alignment).
  • Durch die präzise Formulierung von Lernergebnissen reflektieren Lehrende die eigenen Lehr-Lern-Absichten und gestalten ihre Lehre durchdacht und sinnvoll.

Lernende profitieren, denn: 

  • Die Lehre ist durchdacht und sinnvoll gestaltet. 
  • Transparente Ziele verdeutlichen ihnen die Bedeutung und den Nutzen der einzelnen Lehr-Lerneinheiten. 
  • Auf Basis der gesetzten Lernergebnisse können Lernende erfassen, welche Kompetenzen sie für eine Lehrveranstaltung bereits besitzen müssen und welche Kompetenzen sie im Laufe der Zeit erwerben werden. 
  • Das Selbstlernen wird unterstützt.

Learning Outcomes – die Keyfacts in Kürze:

Bei der Formulierung und Anwendung von Learning Outcomes werden die Lernenden in den Fokus gesetzt. Es wird festgelegt, welche Lernergebnisse sie am Ende erreicht haben sollen. Konkret: Learning Outcomes sagen aus, was die Lernenden am Ende in der Lage sein werden, zu tun. Als Grundlage zur Formulierung der Learning Outcomes kann das Modell der Lernzieltaxonomie nach Bloom (1956) genutzt werden. Diese wurde 2001 von Anderson und Krathwohl weiterentwickelt. Diese Weiterentwicklung hat sich mittlerweile etabliert und wird auch von uns genutzt und empfohlen. Die Taxonomie umfasst sechs Stufen kognitiver Prozesse – dazu gleich mehr.

Warum “Learning Outcomes” und nicht “Lernziele”?

Auch das Konzept der Lernziele ist weit verbreitet. Bei “Lernzielen” handelt es sich um einen Begriff aus der Pädagogischen Psychologie der 1970er Jahre. Sie basieren auf der ursprünglichen Version der Lernzieltaxonomie nach Bloom und fokussieren das Ziel der Lehrenden. Auch das ist eine Möglichkeit, Ergebnisse, die am Ende erreicht werden sollen, festzulegen. Uns von weit&weiter jedoch gefällt der Gedanke, sich als Lehrperson auf die Ziele der Lernenden zu konzentrieren, um sie bei der Erreichung zu unterstützen. 

Formulierung von Learning Outcomes 

Die präzise Formulierung von Learning Outcomes ist einfach umzusetzen und erfolgt in drei Schritten. 

  1. Einleitungssatz: Festlegen des Zeitpunkts
    z. B.: Nach Abschluss der Lehrveranstaltung sind die Lernenden in der Lage, …
  1. Inhalt: Festlegen des Inhalts/Themas
    z. B.: …die Profitabilität eines Angebots…
  1. Verb: Festlegen der Taxonomiestufe
    z. B. …zu bewerten.
Grafik des Konzepts "Learning Outcomes" zur Formulierung: 1. Einleitungssatz, 2. Inhalt, 3. Verb

Wahl einer Taxonomiestufe

Was hat es nun mit den Taxonomiestufen auf sich? Wie in der Grafik zu sehen, lassen sich die sechs kognitiven Stufen als aufsteigend deklarieren.

  1. Erinnern – hier geht es um das Wiedererkennen oder Wiedergeben von zuvor gelernten Informationen. Alternative Verben: z. B. nennen, beschriften, auswählen, auflisten, …
  2. Verstehen – die Bedeutung zuvor gelernter Informationen soll erfasst werden. Alternative Verben: z. B. klassifizieren, erklären, begründen, zusammenfassen, …
  3. Anwenden – auf dieser Stufe werden zuvor gelernte Informationen in konkreten Handlungssituationen angewendet. Alternative Verben: z. B. durchführen, berechnen, prüfen, bestimmen, …
  4. Analysieren – das betrifft die Reorganisation von Informationen und das Ziehen von Schlüssen aus der Untersuchung von Informationen. Alternative Verben: z. B. kategorisieren, vergleichen, strukturieren, unterscheiden, …
  5. Beurteilen – hier geht es um die (subjektive) Bewertung von Informationen. Wichtig ist hierbei, dass die Ergebnisse weder “falsch” noch “richtig” sind. Alternative Verben: z. B. kritisieren, diskutieren, interpretieren, bewerten, …
  6. Erschaffen – damit ist eine kreative Leistung gemeint, neue Informationen sollen erstellt werden. Alternative Verben: z. B. erstellen, produzieren, aufbauen, gestalten, …

Die Auswahl eines Verbs und somit der Taxonomiestufe zeigt also Lehrenden und Lernenden, wo es hingehen soll. So ist auch klar, dass zur Erreichung der Ziele bestimmte Inhalte und Methoden einzusetzen sind. Nehmen wir hierzu das oben genannte Beispiel, welches sich mit dem Verb “bewerten” auf der fünften Taxonomiestufe befindet. Um die Lernenden dabei zu unterstützen, selbst eine Bewertung von Angeboten vorzunehmen, müssen sie aktiv werden – ein reiner Monolog der Lehrperson wird hierfür nicht ausreichen. 

Wichtig: Pro Learning Outcome soll nur ein Verb verwendet werden. So lassen sich die gesetzten Ziele eindeutig verfolgen und passende Inhalte und Methoden auswählen.

Fazit: Mit Learning Outcomes gelangen Lehrende und Lernende ans Ziel 

Learning Outcomes stellen die wichtigste Grundlage der Lehrveranstaltungsplanung dar und helfen, die Umsetzung zielführend zu gestalten. Das Konzept lässt sich auf verschiedenen Ebenen anwenden. So kann durch die Festlegung von Richtzielen erst einmal das Gebiet festgelegt werden, aus dem Lernende Wissen beziehen sollen. Grobziele geben Fertigkeiten und Kenntnisse an, die vermittelt werden sollen. Und Feinziele strukturieren einzelne Einheiten und Abschnitte – so wie es im oben genannten Beispiel durch die Formulierung “Nach Abschluss der Lehrveranstaltung…” dargestellt ist.

Ein letzter Tipp: Überprüfen Sie Ihre Learning Outcomes mit Hilfe der S-M-A-R-T-Formel. Mit den fünf Buchstaben können Sie kontrollieren, ob Ihre Ziele klar und eindeutig formuliert sind. Sind sie “spezifisch”, “messbar”, “attraktiv”, “realisierbar” und “terminiert”? Dann haben Sie präzise Learning Outcomes festgelegt!

Möchten auch Sie erfolgreich ans Ziel kommen? weit&weiter hilft Ihnen bei der Formulierung und Umsetzung von Learning Outcomes

Eine Übersicht der hier formulierten Inhalte haben wir auch noch einmal in einem Dokument zur Nutzung unter der Lizenz CC BY-SA zusammengestellt.

Direkte Unterstützung bei der Formulierung und Umsetzung von Learning Outcomes finden Sie auch in unserem Angebot: 

  • Der Workshop “Lehre lernen” führt in das Basiswissen rund um Hochschullehre ein und hilft den Teilnehmenden unter anderem, Learning Outcomes zu setzen, um darauf aufbauend Lehre zu gestalten.
  • Im Workshop “Lehrveranstaltungsplanung” werden direkt zu Beginn Learning Outcomes formuliert und detailliert besprochen. So können die Teilnehmenden darauf aufbauend an ihrer eigenen Lehrveranstaltung arbeiten.
  • Und auch unsere Selbstlern-Workshops “Digitales Lehren und Lernen” sowie “Gestaltung von Selbstlern-Phasen” (Verlinkung) setzen die Formulierung von Learning Outcomes voraus, um auf ihnen aufbauend eine didaktisch sinnvolle Lehre zu gestalten.  
  • Bei Bedarf können Lehrkonzepte ganz intensiv und konkret im Rahmen der individuellen Beratung mit weit&weiter entwickelt werden.

Quellen